Die Sendung des Horspiels "Traume" im Jahre 1951 nennt man die"Geburtsstunde der notwendigen Herausforderung des Publikums durch das Horspiel" in Deutschland. Denn seit der Sendung dieses Horspiels begann der Dialog zwischen dem Horspielautor und der ...
Die Sendung des Horspiels "Traume" im Jahre 1951 nennt man die"Geburtsstunde der notwendigen Herausforderung des Publikums durch das Horspiel" in Deutschland. Denn seit der Sendung dieses Horspiels begann der Dialog zwischen dem Horspielautor und der Horerschaft wieder. Diese Abhandlung versucht, den wesentlichen Inhalt und den architektonischen Aufbau der "Traume" zu deuten- Dieses Horspiel besteht aus fiinf Angsttraumen, die iiber den inneren Zustand Unserer ganzen heutigen Existenz aussagen. Es zeigt Symptome der Zerstorung des Menschlichen im Menschen, fragt nach deren Griinden, und appelliert stark an das Gewissen der Einzelnen, vor den kommenden Katastrophen wach zu bleiben:
Alles, was geschiet, geht dich an.
Schlaf nicht, wahrend die Ordner der Welt beschaftigt sind !
Seid unbequem, seid Sand, nicht das 01 im Getriebe der Welt! " Es redet nicht zu den Schurken, die die angenehmen Traume dieser Welt traumen, sondern zu uns wohlmeinenden. Es redet nicht von dem sichtbaren Bosen, sondern von dessen verborgenen, allgemeinen Urspriingen, die gerade uns betreffen. Und es redet von der entsetzlichen Verwandlung des Menschen, die sich an. alien-wie durch ein anonymes "Es" herbeigefiihrt-ollziehen konnte. Wenn wir alles gleichmutig geschehen lassen, sind wir gerade an den vielen Greueln dieser Welt mitschuldig. Das Entsetzliche kommt nicht erst da, wie die Bosen ihre Aktivitat beginnen, sondern da, wo die Aktivitat der Guten schlaft. In diesem Stuck sind z'war auberst sparsarne Mittel verwendet, aber die Wirkungen sind meisterhaft. Die Unmittelbarkkeit der Sprache ist in Gedichten durch direkte Anrede und Imperativform getragen. In den Meldungen iiber die Traumenden wird der Erzahler durch die Scheinobjektivitat zum Gesprachspartn쳑 der Horenden. Trotz der Schlichtheit und. Sachlichkeit des Dialogs ist der erschreckende Vorgang im Phantasieraum dargestellt. Das Wort wird durch suggestive "Akustik virtuos erganzt: Gerausche der Eisenbahn, der Schritte des naher kommenden Feindes, der Trommeln und der nagenden Termiten sind als Signale k'ommenden Untergangs angewandt. Und. der Traum ist hier ein geeignetes Mittel, das er dem Menschen ermoglicht, sich der wirkiichkeit zu stellen, sich ihr anfeunahern, und vom Traum her sie zu verandern.