In diesem Beitrag werden Leben und Werk dreier auf den damaligen Bu¨hnen reprasentativen Autorinnen in der ersten Ha¨lfte des 19. Jahrhunderts untersucht. Dazu geho¨ren Johanna Franul von Weißenthurn, Amalie Prinzessin von Sachsen und Charlotte Bi...
In diesem Beitrag werden Leben und Werk dreier auf den damaligen Bu¨hnen reprasentativen Autorinnen in der ersten Ha¨lfte des 19. Jahrhunderts untersucht. Dazu geho¨ren Johanna Franul von Weißenthurn, Amalie Prinzessin von Sachsen und Charlotte Birch-Pfeiffer. Weißenhum und Birch-Pfeiffer kamen beide aus einer Schauspielerfamilie und waren daher bereits von fru¨hester Kindheit mit der Theaterpraxis vertraut. Sie wurden von spa¨teren Biographen als Trivialiteratinnen dargestellt, wahrscheinlich wegen ihres großen Erfolgs als Bu¨hnenschrifstellerinnen und ihrer ungeheuren Produktivita¨t. Besonders die Stu¨cke von Birch-Peiffer wurden zeit ihres Lebens von Kritikem erbarmungslos verrissen. Sie schrieb mit Vorliebe dramatische Romanadaptionen, und die Handlung dieser Stu¨cke ist meist um nichts dramatischer als die der Romanvorlage. Fu¨r diese Autorinnen waren Trago¨dien kein popula¨res Genre. Sie haben in Komo¨dien und im Schauspiel die Liebes- und Ehethematik behandelt. Die neuen Tugenden der Frau heißen bei diesen Autorinnen im l9. Jahrhundert Verstand und Bildung, und zwar im direkten Gegensatz zu den aus dem l8. Jahrhundert iiberlieferten Frauentugenden Gehorsam, Pflichterfiillung und Passivita¨t. Tugend beruht auch auf Verstand und finanziellem Vermo¨gen. Dadurch werden die traditionellen Rollen von Ma¨nnern und Frauen getauscht. Besonders in den Stu¨cken von Birch Pfeiffer tritt die sich gegen die Konvention wendende Frau auf. Auch die scheinbar triviale Liebes- und Ehethematik vieler Birch- Pfeiffer Stu¨cke erha¨lt einen neuen Stellwert: der Perspektivenwechsel `vom Ort des Vaters zu dem der Mutter`. Eine neue Geschichts-, Theater- und Literturwissenschaft sollte den kulturellen Beitrag dieser aus der Erinnerung verschwundenen Frauen zu rehabilitieren versuchen und ihre Stu¨cke unter neuen wissenschaftlichen Aspekten untersuchen.