Antisemitismus zieht sich wie ein roter Faden durch die deutsche Geschichte. Dass er auch in der burgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts ein Thema war, beweisen bisher die zahlreichen Publikationen und Autoren. Im folgen Tesxt wird zuerst ein a...
Antisemitismus zieht sich wie ein roter Faden durch die deutsche Geschichte. Dass er auch in der burgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts ein Thema war, beweisen bisher die zahlreichen Publikationen und Autoren. Im folgen Tesxt wird zuerst ein allgemeiner Uberblick uber die Entwicklung der antisemitischen Stromungen im Burgertum des Kaiserreichs und der Weimarer Republik gegeben.
Im Anschluss daran wird das Verhalten der Universitatsprofessoren dieser Zeit genauer beleuchtet. Als spezielles Zeitereignis wird der Berliner Antisemitismusstreit erforscht, der sich um 1880 zwischen bedeutenden Historikernder Zeit, u. a. Heinrich von Treitschke und Theodor Mossen, entspann.
Dabei wird es Aufschluss daruber gegeben, inwieweit antisemitische Stromungen in der Gelehrtenwelt bereits vor dem Nationalsozialismus vorhanden waren, wie sie sich im einzelnen auswirkten und woran die Lucke der beiden Historiker im Verstandnis der Judenemanzipation lag.
Die vorliegende Arbeit zeigt, dass ein Umbruch in der gesellschaftlischen Entwicklung wie die Judenbefreiung des 19. Jahrhunderts in Deutschland kaum entsprechende Wirkungen auf Bewuβtsein der Bevolkerung mit sich bringt. So waren ungeachtet der weitgehenden Herrschaft der modernen und liberalen Stimmungen das deutsche Bildungsburgertum von alten antisemitschen Vorurteilen nach wie vor nicht befreit. Das Phanomen "Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigen", die in der Regel fur Ubergangszeiten charakteristich ist, erreichte ihren Hohepunkt, als sich prominente Liberalen wie Mommsen und von Treitschke im Berliner Antisemitismusstreit an der gesetzlichen Gleichheit der Junden unter einer Voraussetzung festhielten, die eine vollkommene Assimilation der judischen Bevolkerung in die deutsche Kultur, einschlieβlich der Konfession, vorsah. Somit unterstutzt die Arbeit mit dem Beispiel des deutschen Antisemitismus im 19. Jahrhunert die Auffassung, dass nationalistische Stromungen in Deustchland im 19. Jahrhundert in fast allen Bereichen der Gesellschaft verbreitet waren.