In der vorliegenden Arbeit geht es darum, welche ästhetischen Bedeutungen das zum Lachen reizende Komische im Alltagsleben sowie in der Literatur aufweist. Im Grunde ist das Lachen auf verschiedene Anlässe zurückzuführen, und seine Arten sind deme...
In der vorliegenden Arbeit geht es darum, welche ästhetischen Bedeutungen das zum Lachen reizende Komische im Alltagsleben sowie in der Literatur aufweist. Im Grunde ist das Lachen auf verschiedene Anlässe zurückzuführen, und seine Arten sind dementsprechend vielfältig. Lachen entsteht dadurch, so lautet ein in dieser Arbeit vorgetragener Grundgedanke, dass man etwas plötzlich von der Norm oder Erwartung Abweichendes erkennt.
Das erste Kapitel befasst sich mit folgenden Fragen: Was genau sind das Komische und das Lachen und in welcher Beziehung stehen sie mit dem Lächerlichen, Erhabenen und Tragischen. Das Komische ist etwas, was komisch wirkt und deshalb zum Lachen führt. Folglich wurden früher das Komische und das Lächerliche weitgehend als gleichartige Begriffe betrachtet. Genauer betrachtet lassen sich aber die beiden Begriffe voneinander unterscheiden, u.a. dadurch, wie man das Lachen bestimmt. Dumme Menschen, unverständiges Verhalten und widersprüchliche Situationen sind deshalb lächerlich, weil sie gegen die Vernunft, den Intellekt oder die Logik stoßt. Wenn jedoch in demselben Gegenstand eine Mehrdeutigkeit, ein Gegensinn entdeckt wird und so Freude sowie Befreiung von der Norm die Folgen sind, dann ist eine komische Wirkung zu konstatieren.
Während das Komische leicht und lustig ist, ist das Erhabene schwer und ernst. Dies scheint auf den ersten Blick zur Annahme zu führen, dass das letztere eine klare Antithese des ersteren wäre. Aber beides teilt zugleich ähnliche Merkmale: Die Freiheit eines Subjekts ist erheblich sowohl beim Komischen als auch beim Erhabenen. Von den Zwängen des Lebens aber kann sich das Subjekt befreien - nicht nur mit Hilfe der komischen Vorstellung, sondern auch mit Hilfe der erhabenen.
Dieses Zusammenspiel von Antithetik und gemeinsamen Merkmalen strukturiert auch das Paar des Komischen und des Tragischen. Von Antithetik ist auch hier zu sprechen, weil das Tragische die Notwendigkeit des Schicksals in den Vordergrund stellt, das Komische dagegen eine Zufälligkeit des Vorgangs. Prinzipiell beruht beides aber auf dem Widerspruch zwischen dem Individuum und dem Ganzen, mit anderen Worten auf dem Konflikt des Individuellen und des Absoluten.
Im zweiten Kapitel wird das Lachen in Bezug auf die Wertbestimmung des menschlichen Seins analysiert. In der klassischen Metaphysik und dem Rationalismus wurde unter dem Lachen wesentlich das Verlachen verstanden, bei dem ein intellektuell und moralisch überlegenes Subjekt Menschen verspottet, die als niedriger eingestuft werden. Für Platon ist das, worüber Menschen lachen, im Grunde etwas Minderwertiges, Dummes und Unverständiges. Deshalb verurteilt er beispielsweise griechische Götter in den Homers Epen, die den körperlichen Behinderten Hephaistos verlachen. Zudem werde Lachen dann ausgelöst, wenn man seine Triebe nicht kontrollieren kann. Nach seiner Auffassung dürfen der Weise und der Heilige selbst nicht lachen und nicht einmal zum Gegenstand des Lachens werden, weil sie immer maßvoll in Bezug auf Gefühle, sie moralisch und vernünftig bleiben müssen. Aus diesem Grunde wurde das Lachen nur als Teil einer niedrigeren Realität erachtet, in der unverständige, dumme Menschen zum Gegenstand des Lachens werden. Diese Abwertung des Lachens kann dadurch begründet werden, dass der Mensch als körperliches Sein von der klassischen Metaphysik als minderwertig qualifiziert wurden.
Demgegenüber spielt bei Nietzsche, der die Natur des Menschen nicht in der Vernunft, sondern im Körper liegen sieht, das Lachen eine wichtige Rolle. Bei Nietzsche werden die Menschen durch Lachen vom Zwang der Vernunft befreit. Während die Metaphysik und das Christentum das Lachen im Namen von der Moral verurteilen, wird bei Nietzsche das Menschsein neu entdeckt. Wenn man das normwidrige und widersprüchliche Komische erlebt, kann unser Verstand darauf zunächst keine angemessene Antwort finden, und daher antwortet statt des Verstandes der Körper mit Lachen. Das Lachen gibt dem vom Geist unterdrückten Körper sein eigentliches Recht, sich auszusprechen. Es erinnert uns an Dinge in der Gesellschaft, die schwer zu beherrschen sind wie die Kunst. Beim Lachen hören die Aktivitäten des Verstandes auf und die uns sonst beherrschenden Regeln und Rationalität brechen zusammen. Dies bedeutet den Ausbruch des Anderen, das von der Gesellschaft ausgeschlossen und unterdrückt worden ist. Der Körper zeigt sich selbst, so dass Geist und Verstand, die wir überlegen gehalten haben, in Wirklichkeit nichts sind.
Im dritten Kapitel wird der eigentliche Zusammenhang des Lachens und der Kunst behandelt, und dabei wird vor allem literarische Gestaltungsweise des Lachens, nämlich die verschiedenen komischen Ausdrucksformen, in den Vordergrund gerückt. Diese, soweit sie hier besprochen werden, heißen Witz, Humor, Ironie, Satire und Groteske. Diese alle zerstören die Grenze der Dinge, spielen mit der die Welt beherrschenden Norm, produzieren Widersprüche und lösen dadurch Lachen aus.
Das Komische gehört in den Bereich des Ästhetischen, da es aus der Alltagsrealität heraustritt und eine unabhängige, neu geschaffene Welt darstellt, in der die Normen der Wirklichkeit nicht mehr gelten. Es negiert auch den herkömmlichen, konventionellen Wert der Dinge und relativiert ihn damit, in dieser Hinsicht können das Komische und das Lachen ästhetisch als "die Positivierung von Negativität" verstanden werden. Das Lachen zeigt, wie Kunst die Welt, wie sie ist, wenn sie aus den Bahnen des Alltagslebens herausgetreten ist. Es entlarvt die dogmatischen Wahrheiten. Das Lachen negiert die Differenzen zwischen den Dingen oder den Menschen und zerreißt den Punkt, an dem man das Sein als vollendet setzte. Dadurch erweist sich die wesentliche ambivalente Natur des Lachens. Die Wahrheit, die das Lachen der Moderne – gegen die traditionelle Metaphysik – verkündet, ist, dass die Ideologie und der Wert, die bisher als richtig galten, nur Schein sind. Das Lachen verkehrt den eigentlichen Charakter der Dinge in sein Gegenteil und löst die herkömmlicherweise angenommene Dichotomie von Gut und Böse auf. Nun wird das Lachen, wie die Wirklichkeit umstürzende Kunst, wird zu einer neuen Metaphysik, "einer Metaphysik der Befreiung". Diese steht im Gegensatz zur traditionellen Metaphysik, die die Herrschaft der Höheren legitimiert und das moralische und heilige Sein ins Zentrum setzt. Dieses Lachen, das die Welt aus den Angeln hebt, kann auf unterschiedliche Arten literarisch Gestalt annehmen.
Der Witz ist eine Form, die ein nicht-zulässiges, nämlich ein soziales, kulturelles Tabu, besonders aus den Bereichen der Sexualität und der Politik indirekt zum Ausdruck bringt. Er spielt mit unserer fixierten Vorstellung und der Sprache, macht die Dinge zum Unsinn, denen wir einen Sinn gegeben haben, die wir für richtig gehalten haben. Der Humor bejaht den Widerspruch der Welt und er überwindet ihn zugleich mit dem Lachen. Der Humor verzeiht nicht nur die Schwächen seiner Mitmenschen, sondern akzeptiert diese auch mit Heiterkeit. Er versöhnt mit der Welt. Die Ironie ist ein literarischer Stil, der diese Welt einschließlich sich selbst nicht ernst nimmt, dazu spielerisch Distanz hat. Der Ironiker betrachtet sein eigenes Werk belustigt und erinnert uns daran, dass es nur Schein ist. Die Satire zeigt uns, dass die Wirklichkeit, in der man lebt, als solche mangelhaft ist, und verwendet die Komik als Waffe, um Widersprüche in der Wirklichkeit zu attackieren. Die Groteske verbindet gegensätzliche Dinge, die sich in der Wirklichkeit selbst nie zu verbinden scheinen. Durch die Groteske nähren sich die verschiedenen, getrennten Dinge einander an. Sie triumphiert über die Gewalt der normativen Welt und, befreit uns von der herrschenden Weltanschauung und dem Selbstverständlichen.
Das Komische setzt die vorgegebenen gesellschaftlichen Regeln außer Kraft. Es stürzt allgemein verbindliche Normen für einen Augenblick um und macht sie zum Gegenstand des Spiels. Und das Reich, das im Lachen Wirklichkeit wird, ist das einer schrankenlosen Freiheit, Überschreitung der Gesetzte, deren Einhaltung die faktische Normalität begründet.
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