In dem Roman Gkschichte des Agathon geht es um die Identititsproblematik, die sich in der Hauptfigur Agathon kristallisiert wird. Von Anfang an steht das Erreichen von Identitat fest und wird von Wieland dem Roman programmatisch vorangestellt. Agathon...
In dem Roman Gkschichte des Agathon geht es um die Identititsproblematik, die sich in der Hauptfigur Agathon kristallisiert wird. Von Anfang an steht das Erreichen von Identitat fest und wird von Wieland dem Roman programmatisch vorangestellt. Agathon durchlebt verschiedene Stationen, in denen seine Identitit immer wieder auf die Probe gestellt wird. Die ethisch verstandene Natur des Menschen, die Individualitit und die gesellschaftlichen Umstinde konstituieren den Identitatskonflikt, indem sie gegenseitig aufeinander wirken. Die Identitatsknse wird in Gang gehalten durch moralphilosophische Diskurse, Selbstreflexion und das Aufeinandertreffen einer idealistischen personlichen Identitat mit der gesellschaftlich-politischen Praxis. Dadurch wird im Agathon der Zusammenhang zwischen innerer Identitat und einer aufrechten, identitatsfahigen Gesellschaft hergestellt. Die Identititskrisen entstehen durch das von Hippias und Danae beeinfluate, private Handeln und das von Inbigen in Athen und Syrakus verursachte, offentliche Auftreten. In Athen, Smyma und Syrakus vollzieht sich jeweils sehr deutlich die Identititskrise des Helden. Agathon erlebt zunachst in Athen die Unvermittelbarkeit von sozialer Realitat und auklarerisch-idealistischem Konzept von innerer Identitat, die dann gleichzeitig bis zuletzt als das zentrale Problem des Romankonzeptes bleibt und einen utopisch-fragwiirdigen RomanschluB emingt. In Smyma wird Agathon mit der hedonistischen Lebensfihrung konfrontiert, und dabei erkennt er, dal3 sein platonistisches Tugendideal nicht mehr haltbar ist. Durch Selbstreflexion rettet er sich selbst aus der Selbstentfiemdung. Es wud die Revision der Wahmehmung innerer Realitat behauptet, aber unverkdert bleibt das Denken und Handeln des Agathons. Zuletzt in Syrakus erfahrt der Held die Preisgabe seiner sozialen Identitit, indem der Versuch, gesellschafllich tiitig zu werden, abermals ihm miBlingt. Sein Entschld, ein Dasein in von der Gesellschaft abgeschiedenen Tarent zu verbringen, bedeutet, daR er versucht, seine Identitat in ein gesellschaflsfreies Moratorium biirgerlicher Privatheit und lnnerlichkeit zu retten. Aber Wieland lasst den Lesem offen, ob dies dem Agathon gelingen wiirde.