Richard Wagner ist Musiker und Dichter zugleich. Sein Werk ist daher bedeutend, nicht nur fir Opemliebhaber, sondem auch fur Literaturfreunde. (Er beweist sein Genie nicht nur als Musiker sondem auch als sein eigener Textdichter.) Libretti (bnv. Musik...
Richard Wagner ist Musiker und Dichter zugleich. Sein Werk ist daher bedeutend, nicht nur fir Opemliebhaber, sondem auch fur Literaturfreunde. (Er beweist sein Genie nicht nur als Musiker sondem auch als sein eigener Textdichter.) Libretti (bnv. Musikdramentexte) R. Wagners sind mehr als reine Operntexte; sie sind anspruchsvolle Opementwiirfe, in denen der groh Tragiker der Kunstgeschichte vielfiltige literarische Traditionen aufnimmt und Dramen schafft. Das mittelalterliche hofische Epos Tnsfan von Gottfried von StraRburg dient bei R. Wagner als Stoff fur sein Musikdrama Trifan und ho/de. Die Handlung des Tristan-Stoffes wird von ihm auf die knappste tragische Linie: Liebestrank, Entdeckung im Baumgarten, Liebestod zusammengezogen. Das fir ihn zentrale Motiv des Liebestodes vollentwickelnd und nur den Unbedingtheitsansprh der Liebe darin walten lassend, stellt R. Wagner die Erlosung der beiden Liebenden, die in Banden und Schranken des Irdischen ihr qualvolles Leben fristen, durch den Liebestod dar. Da findet man eine tiefe Beziehung zur Romantik mit ihrer Sehnsucht nach der Nacht (= dem Tod) und Spuren des Einflusses der pessimistischen Philosophie A. Schopenhauers. R. Wagner versteht dies allerdings auf seine eigene Art und Weise und formt dies nach seinen Vorstellungen urn. So stellt er die Welt des Tages, die die Liebenden am Liebesvollzug hindert, der Welt der Nacht, die sie davor verbirgt und umhiillt, entgegen. Den hell schimmemden Schein als Lug und Trug und dagegen die Dunkelheit der Nacht als Wahrheit ansehend, sehnen sich Tristan und lsolde inbriinstig nach dem Entkommen aus dem Reich des Whens durch ihren gemeinsamen Liebestod und nach dem Eintritt ins Wunderreich der ewigen Nacht, in des Welt-Atems wehendes All .