Gu¨nter Kunert, der aus Ost-Berlin kommt, dru¨ckte in seiner fru¨hen literarischen Schaffensphase den Glauben an den geschichtlichen Fortschritt durch den Sozialismus aus. Aber er verabschiedet sich allma¨hlich von jeder teleologischen Geschichtsa...
Gu¨nter Kunert, der aus Ost-Berlin kommt, dru¨ckte in seiner fru¨hen literarischen Schaffensphase den Glauben an den geschichtlichen Fortschritt durch den Sozialismus aus. Aber er verabschiedet sich allma¨hlich von jeder teleologischen Geschichtsauffassungen. Stattdessen konstatiert er ab Mitte der siebziger Jahre eine katastrophale Situation auf der Erde, die aus der Ignoranz gegenu¨ber den Wamungen aus der Zukunft resultiert. Diese literarische Tendenz zeigt, dass die Menschen keine utopische Zukunft mehr erwaRen ko¨nnen, wenn sie heute den Irrtum der Geschichte nicht erkennen und korrigieren. Dabei handelt es sich vor allem um die technische Entwicklung, die keine Grenze kennt und die Zersto¨rung der Umwelt verursacht. Die technische Entwicklung und ihre o¨kologischen Folgen sind also das Hauptthema in den Werken Kunerts wie z. B. Wunschkind, Flarschenpost und Adam und Evam. In Wunschkind fu¨ht Kunert die Denkweise des antiken Mythos ein, um die Katastophe der Erde als ein unerho¨rtes Ereignis sichtbar zu machen. Das archaische Bewußtsein erlaubt ihm, die Grenze zwischen Gegenwart und Zukunft aufzuheben. Das Zukunftsbild, das in Flaschenpost dargestellt wird, ist ebenfalls schrecklich. Hier ist sogar der menschliche Ko¨rper die wichtigste Enegiequelle, weil die fru¨heren Generationen alles verbraucht haben. In Adam und Evam wird der Alptraum schon vergegenwa¨rtigt. Zwei Astronauten sind die einzigen U¨berlebenden. Sie wollen eine neue Scho¨pfungsgeschichte schreiben, indem einer davon ku¨nstlich zur Frau wird. Damit hoffen sie, der Ursprung eines neuen Geschlechts zu werden. Aber das Projekt bleibt erfolglos, weil sie kinderlos sind. Hier geht es um einen unkalkulierbaren Kardinalfehler, der sich in jedem Scho¨pfungsakt verbirgt.