In dieser Arbeit wurde beabsichtigt, durch die Analyse der fruheren theoretischen Schriften Brechts seinen Rezeptions- und Uberwindungs- prozeβ der 'Neuen Sachl ichkeit. zu erklaren, die in der Stabilisierungsphase der Weimarer Republik als der neue ...
In dieser Arbeit wurde beabsichtigt, durch die Analyse der fruheren theoretischen Schriften Brechts seinen Rezeptions- und Uberwindungs- prozeβ der 'Neuen Sachl ichkeit. zu erklaren, die in der Stabilisierungsphase der Weimarer Republik als der neue herrschende Zeitgeist auftrat.
Es konnte festgestellt werden, daβ die neusachlichen Momente ab 1920 in betrachtlichen Maβe in den brechtschen Schriften ausgedruckt waren, besonders in seiner Expressionismuskritik, Filmkritik und seinem ersten Theaterkonzeption "Sport-Theater". Diese sind seine Abneigung gegen den Gefuhlsuberfluβ und die rhetorische Ubertreibung des Expressionismus, sein Willkommen des Films als neues Mediums und der Konsumenten-standpunkt des "Sport-Theaters".
Wenn man Brechts Rezeption der 'Neuen Sachlichkeit' als eine unvermittelte annehmen wurde, dann wurde ihr Einfluβ auf ihn zu den sogenannten "Verdachten" gehoren. Aber seine Rezeption war im Grunde kritisch und souveran. Denn mit ihr teilte er nicht in der ersten Halfte der zwanziger Jahren die Ingenieur-Romantik, den Waren-Fetischismus und die kapitalistische Utopie, die wichtige Charakteristika der 'Neuen Sachlichkeit' sind. Die neusachliche Momente waren ihm vor allem die Angriffswaffe gegen das konventionelle burgerliche Theater und Publikum.
Durch die Aneignung der marxistischen geschichtlichen Perspektive und der dialektischen Denkweise konnte Brecht ab 1926 schnell die 'Neue Sachlichkeit' uberwinden. Die obengenannten MIomente wurden fur den neuen Zweck dialektisch aufgehoben, d.h. aufbewahrt und negiert. Ende der zwanziger Jahren konnte Brecht diese Momente als Material zum Herstellen der vielfaltigen asthetischen Experimente verwenden.