Kipphardts Drama "In der Sache J. Robert Oppenheimer" befaβt sich mit Ereignissen des Zweiten Weltkriegs, besonders mit brennenden gesellschaftlichen und politischen Fragen der Gegenwart. In nahezu allen Darstellungen des Oppenheimer-Hearings tritt, ...
Kipphardts Drama "In der Sache J. Robert Oppenheimer" befaβt sich mit Ereignissen des Zweiten Weltkriegs, besonders mit brennenden gesellschaftlichen und politischen Fragen der Gegenwart. In nahezu allen Darstellungen des Oppenheimer-Hearings tritt, ebenso wie in Kipphardts Stuck, Oppenheimer als ein tragischer Held hervor, der vergebens gegen eine feindliche, verstandnislose Clique ankampft. Obwohl der Bearbeiter nicht verhehlen will, daβ auch seine Sympathien auf der Seite Oppenheimers liegen, hat er versucht, die Reaktion der Gegenseite aus der historischen Perspektive heraus verstandlich zu machen.
Dieses Stuck basiert auf den Verhoren der Atom-Energie-Kommission aus der Jahre 1954, bei denen Oppenheimer als Gefahr fur die nationale Sicherheit verubt wurde.
Kipphart uberpruft die Verhandlungsprotokolle und zeigt auf, daβ sich der Atomphysiker Oppenheimer nur der gesamten Menschheit, nicht sich selbst, einer einzelnen Regierung allein verpflicht weiβ.
Kipphart prangert die falschen Aussagen der Anklagezeugen, die Brutalitat und Dummheit von FBI und Militar an, er deckt die Schwachen der Richter and Anwalte auf und stellt auch Oppenheimers moralische Integritat in Frage.
Im Gegenteil zu den Protokollen gerat der beschuldigte Wissenschaftler in die Rolle des eigentlichen Richters und fallt Urteile uber sich und das Untersuchungsgericht. Deutlicher als in seinem Kommentar zum Stuck konnen die sich ausschlieβenden Anspruche an das historische Dokument und das literarische Werk kaum konfrontiert werden.
Der Streitpunkt: Kann man dem Physiker, der zwar fur die Herstellung der ersten Atombombe mitverantwortlich war und jedoch in der Vergangenheit unleugbare Beziehungen zu Kommunisten unterhielt, die of fizielle Sicherheitsgarantie erteilen?
Der Fall soll von einer unabhangigen Kommission beurteilt werden.
Aber Oppenheimers Losung, die von Kipphardt vorgelegt wurde, ist der Ruckzug auf die 'reine' Forschung, jedoch keine richtige Losung, denn die Verantwortung des aufgeworfenen Problems fur Wissenschaftler endet nicht bei seinen Forschungsergebnissen. Sie erstreckt sich auch auf den Bereich der praktischen Anwendung.
Kipphardt hat also versucht, das Publikum zu solch einem Schluβ nicht direkt kommen zu lassen, sondern am Ende durch einen stufenweisen Urteilsbildungsprozeβ sein kritisches Urteil zu finden. Dadurch kann man von den falschen Wahrheiten eines politischen Kollektivs zum Gesamtbild der echten Wahrheit gelangen.
Man weiβ nicht, ob Kipphardts Versuch zwar der zweitbeste Weg ist, aber kann sicher sagen, daβ die dokumentierte Wahrheit selbst schon erschreckend genug ist. In dieser Hinsicht ist es Kipphardt gelungen, durch sein Stuck gesellschaftliche Gegebenheiten wieder in Frage zu stellen fur die bessere Zukunft von Menschheit.