Es ist nicht ganz unproblematisch, Biichners Sozialstiick Wiyzeck mit ldylle, dem lyrischen Drama Hofmannsthals zu vergleichen, und daraus deren Affnitat zueinander aufzuzeigen. - Nicht nur wegen der zeitlichen Entfernung zwischen den beiden Autoren, ...
Es ist nicht ganz unproblematisch, Biichners Sozialstiick Wiyzeck mit ldylle, dem lyrischen Drama Hofmannsthals zu vergleichen, und daraus deren Affnitat zueinander aufzuzeigen. - Nicht nur wegen der zeitlichen Entfernung zwischen den beiden Autoren, sondem auch wegen der dichterischen Anlagen beider. Mit dem Hinblick auf ein Dreiecksverhaltnis in beiden Werken wird erst ein Ansatz getinden, nach dem dann die Stiicken miteinander verglichen werden konnen. Dieses Dreiecksverhaltnis besteht bei Wuyzeck zwischen demselben, Marie und dem Tambourmajor und in ldylle zwischen dem Schmied, seiner Frau und Zentaur. Im Kontrast zu der Welt des gleichnamigen Protagonisten in Wuyzeck und des Schmiedes in ldylle steht die der Marie und der Frau des Schmiedes. Die Welt der Manner steht t%r die Beschaftigung und Arbeit und die der Frauen tiir die Flucht vor dem elenden Alltaglichen. Woyzeck und der Schmied halten am Terrain des alltaglichen Lebens fest, indessen traumen ihre Frauen von einer anderen Welt. lnzwischen tritt der Dritte mit seinem animalischen Reiz ein und zerstort alles. Der Tambourmajorstab und der Speer des Zentaurs fungieren dabei als Metaphor des Zusammenfallens von Eros und Thanatos. Biichners Wuyzeck wandelt sich im Lauf seiner Fassungen von der Eifersuchtstragodie zum Sozialen Drama und Hofmannsthals ldylle endet rnit einer Tragdie. Die Frau des Schmiedes in ldylle wird zwiefach getotet, weil der Speer, mit dem ihr MaM sie todlich trifft, Zentaur gehort. Der aus Eifersucht begangene historische Mord an Marie in Woyzeck spiegelt die Ablehnung Biichners gegenuber den emanzipatorischen Tendenzen im Jungm Deufsch/md seiner Zeit und verdeutlicht somit auch sein patriarchalisch mannliches Ethos. Genauso last sich auch das Scheitem der Frau des Schmiedes in Idy//e nach einem antiken Vasenbild als eine Wamung Hofmannsthals zum einen vor dem Asthetizismus seiner Zeit und zum anderen vor den durch lbsens Nora in Mode gekommenen emanzipatorischen Tendenzen im Jmgen Wien deuten.