Hye-Rin Chun ist die erste koreanische Germanistin, die in den 50er Jahren in Deutschland studiert hat. Sie gehort zur Nachkriegsgeneration, die den Korea-Krieg erfahren hat und dadurch vom Verlustgefuhl gepragt worden ist. Wahrend des Aufenthalts in ...
Hye-Rin Chun ist die erste koreanische Germanistin, die in den 50er Jahren in Deutschland studiert hat. Sie gehort zur Nachkriegsgeneration, die den Korea-Krieg erfahren hat und dadurch vom Verlustgefuhl gepragt worden ist. Wahrend des Aufenthalts in Deutschland hat sie neben dem Studium der deutschen Literatur einige literarische Texte aus dem Deutschen ins Koreanische ubersetzt. Sie gilt als die erste der wenigen Koreaner, die deutsche Literatur nicht auf dem Umweg uber Japan, sondern direkt durch Deutschland kennen gelernt und nach Korea ubertragen haben. Nach ihrer Ruckkehr aus Deutschland arbeitete sie in Korea als Deutschlehrerin und Germanistin. Trotz ihrer besonderen literarischen Begabung und ihres leidenschaftlichen Lebenswillens hat sich ihr Wunsch, Schriftstellerin zu werden, nicht erfullt. Leider ist sie schon im Alter von 31 Jahren gestorben. Obwohl die Ursache des Todes nicht geklart wurde, ist es eine Tatsache, dass die damalige koreanische Gesellschaft ihr keinen Raum zur Verwirklichung ihres Lebenswunsches gelassen hat.
In der vorliegenden Arbeit wird anhand eines feministischen Ansatzes untersucht, warum und woran Hye-Rin Chun in ihrem Leben psychisch gelitten hat und schließlich im Leben gescheitert ist. Im ersten Kapitel soll die Identitatsbildung Chuns in ihrer Jugendzeit im Mittelpunkt stehen, wobei der Einfluss des Vaters auf die Bildung ihres Unterbewusstseins in Betracht gezogen wird. Im zweiten Kapitel wird ihre Studienzeit vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Nachkriegssituation Deutschlands betrachtet. Im anschließenden Kapitel werden die krankhaften psychischen Symptome Unruhe, Pathos, Uberempfindlichkeit in Bezug auf die Probleme des Weiblichen analysiert. Abschließend wird Chun als eine schreibende Frau vorgestellt, die ihre weiblichen psychischen Probleme durch das Schreiben auszudrucken versucht.