In diesem Aufsatz wurde die dichotomische E/A-Abgrenzung kritisiert und ein mehrdimensionales Valenzmodell/Mehrebenenmodell vorgestellt. Vor allem mit Hilfe der Theorie von Jacobs(1994) wurden die Valenzrelationen NOT, ARG, FOSP, INST, SUBKLASS und ve...
In diesem Aufsatz wurde die dichotomische E/A-Abgrenzung kritisiert und ein mehrdimensionales Valenzmodell/Mehrebenenmodell vorgestellt. Vor allem mit Hilfe der Theorie von Jacobs(1994) wurden die Valenzrelationen NOT, ARG, FOSP, INST, SUBKLASS und verschiedene Valenztests, d. h. Eliminierungstest, Reduktionstest, geschehen-Test, Ersatzprobe/Substitutionstest, Ru¨ckfragetest, Folgerungstest, Subklassentest, Anschlusstest und Assoziationstest disk diskutiert.
In diesem Aufsatz unterscheiden sich Theoriekritik und Methodenkritik in ihrer Motivationsgrundlage: Die Motivation der Theoriekritik ist die Unzufriedenheit mit der scharfen E/A-Abgrenzung, die der Methodenkritik die Vermischung von Valenzrelationen. An die Stelle der dichotomischen Valenztheorie soll eine Theorie treten, die man pauschal Zentrum/Peripherie-Theorie der Valenz nennen ko¨nnte. Eine Zentrum/Peripherie-Theorie soll als eine Theorie definiert werden, die irgendeiner Form dem Umstand Rechnung tra¨gt, dass die vom VT abha¨ngigen Konstituenten verschieden stark/schwach an den VT gebunden sein ko¨nnen. Zentrum/Peripherie-Konzepte geben die dichotomische Valenzauffassung auf, sie unterscheiden sich jedoch darin, welche nichtdichotomische Auffassung sie vertreten. Wir ko¨nnen zwei Grundtypen von Zentrum/Peripherie_Auffassung auseinander halten: multidimensionale (oder Prototypen-) Auffassungen und eindimensionale (oder graduelle) Auffassungen. In diesem Aufsatz wurden Zentrum/Peripherie-Auffassungen diskutiert, indem auf zwei verschiedene Prototypen-Auffassungen(Engel 1992 und Jacobs 1994) und auf das bekannteste graduelle Konzept(Heringer 1985) eingegangen wird.
Die Aufhebung der E/A-Dichotomie ist im Grunde eine folgerichtige Konsequenz von Mehrebenen-Modelle und mehrdimensionale Valenzbetrachtungen. Zentrale E sind solche, die auf allen Ebenen an den VT(Valenztra¨ger) gebunden sind bzw. die in allen Valenzrelationen zum VT stehen. Die E, auf die nur einige Valenzrelationen zutreffen, ko¨nnen als mehr oder weinger peripher betrachtet werden. Das in der IdS-Grammatik benutzte mehrdimensionale Valenzmodell resultiert in der Dreiteilung der Valenzkandidaten in Komplemente des Kernbereichs>Komplemente des Randbereichs>Supplemente, die fu¨r die einzelnen Phrasenklassen weiter ausdifferenziert ist.
Die Such nach der einzigen und richtigen Grenzlinie zwischen E und A ist ein mu¨ßiges Unterfangen. Dennoch muss die E/A-Abgrenzung fu¨r die Anwender transparent und nachvollzierbar bleiben. Der U¨bergang von der dichotomischen E/A-Abgrenzung zu mehrdimensionalen Modellen, legt es nahe, den Valenzrahmen eher weit zu fassen und die E/A dann bezu¨glich der verschiedenen Valenzrelationen zu subklassifizieren. Dies ist insbesondere fu¨r kontrastive Untersuchungen von Vorteil, ebenso fu¨r die maschinelle U¨bersetzung und fu¨r Anwendungen im Bereich "Deutsch als Fremdsprache".