Anfang der neunziger Jahre kam es zu zahlreichen Enttarnungen von DDR-Autoren. Aus den Reaktionen auf diese Enthüllungen, insbesondere ihrer IM-Tätigkeit, entwickelte sich eine heftige Debatte über das Verhältnis de...
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Anfang der neunziger Jahre kam es zu zahlreichen Enttarnungen von DDR-Autoren. Aus den Reaktionen auf diese Enthüllungen, insbesondere ihrer IM-Tätigkeit, entwickelte sich eine heftige Debatte über das Verhältnis de...
Anfang der neunziger Jahre kam es zu zahlreichen Enttarnungen von DDR-Autoren. Aus den Reaktionen auf diese Enthüllungen, insbesondere ihrer IM-Tätigkeit, entwickelte sich eine heftige Debatte über das Verhältnis der Schriftsteller zum Ministerium für Staatssicherheit. Diese Situation hatte direkte Auswirkungen auf die gesamte DDR-Literatur und ihre Schriftsteller. Auf Grund dieser Umstände ist es notwendig, über die Stasi und ihre Kulturpolitik systematisch zu forschen.
Die Stasi, der allmächtige und allgegenwärtige Staatssicherheitsdienst der DDR, drang mit Kalkül fast in alle Bereiche des Alltagslebens der DDR ein, speziell in Kunst und Literatur. Die Stasi, die als Auftragnehmer der SED fungierte, griff nämlich tief in die kulturpolitischen und literarischen Institutionen und Organisationen des Staates ein. Sie spielte somit zur Durchsetzung der Kulturpolitik der Partei eine bedeutende Rolle.
Die Geschichte der Überwachung der DDR-Literatur durch das MfS lässt sich in drei Phasen einteilen. In der Frühphase, von der Gründung der Staatssicherheit bis nach dem Mauerbau, war der literarische Bereich kein Objekt der Kontrolle. Das änderte sich in der mittleren Phase, in der sich die Stasi Ende 1969 mit der ‘HA XX/7’ auch einen eigenen Apparat schuf, der ausschließlich den Kulturbetrieb der DDR überwachte. Die Hochphase der Überwachung der DDR-Literatur durch die Stasi setzte 1975-1976 mit den Auswirkungen des politischen Entspannungsprozesses ein. Sie kulminierte nach der Biermann-Ausbürgerung, in deren Folge bei der HA XX/7 ein eigenes Referat eingerichtet wurde, das bis 1982 ausschließlich das Verlagswesen der DDR und den Zentralen Schriftstellerverband in Berlin kontrollierte. Mit dem Kampf der Stasi gegen oppositionelle Bürgerbewegungen ließ die dezidierte Überwachung der Literatur durch das MfS in der Spätphase der DDR wieder etwas nach.
Im DDR-Kulturbereich führte die Stasi ihre politisch-operative Arbeit, die sogenannte ‘OV’, ‘OPK’ u.ä., durch Aufklärung und Zersetzung aus. Hauptkräfte dieser politisch-operativen Arbeit waren die IM. Der Literaturbetrieb der DDR war der eines totalitären repressiven Staates. Die Stasi kontrollierte Künstler und Schriftsteller durch ‘Druckgenehmigungsverfahren’. Dies bedeutete das Ausüben einer direkten Zensur, also ‘Erteilen der Druck- genehmigung’ und die Festlegung der Auflagenhöhe.
Der Antifaschismus in der DDR war ein wirksam inszenierter staatlicher Legitimationsmythos und hatte eine sehr starke loyalitätsstiftende Wirkung auf die meisten Schriftsteller. Die vielen Schriftsteller, die der sogenannten mittleren Generation angehörten, hatten ein Schuldbewußtsein in bezug auf die NS-Zeit und gleichermaßen eine Verantwortlichkeit für die DDR-Bürger. Sie griffen freiwillig oder gezwungenermaßen ‘die versöhnende Hand’, welche die SED zum richtigen Zeitpunkt ausstreckte. Sie arbeiteten somit als Spitzel der Stasi, nämlich als ‘Dichter im Dienst’.
Nachdem die Stasi in der Wendezeit aufgelöst wurde, sind uns die riesigen Stasi-Akten überlassen. Diese Akten haben der Welt gezeigt, welchem Druck die Opfer durch die jahrelange, nahezu lückenlose Überwachung ausgesetzt waren. Den Akten kann man entnehmen, dass sie nicht leicht umhin konnten, zu Funktionären des repressiven diktatorischen Systems zu werden.
Bei der Erforschung der DDR-Literatur ist nicht zu vergessen, die Menschen im unmenschlichen Zwangsstaat, der die Menschen dem Staat zu Instrumenten machte, richtig zu erkennen. Nur durch dieses Verständnis können wir die DDR-Literatur wahrheitsgemäß verstehen und auswerten.
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